Zum Nachdenken
Die Macht Mariens
Oft können wir keinerlei Auswirkungen unseres Gebets im Alltag erkennen und sind versucht, mehr Zeit mit dem Grübeln über die Probleme in der Familie und in der Welt zu verbringen als im vertrauensvollen Gebet. Wie mächtig Mariens Schutz und von welch weitreichender Wirkung die Hingabe an die Gottesmutter sein kann, zeigt diese wahre Begebenheit:
Anfang des 20. Jahrhunderts war Emilia im zweiten Monat schwanger. Sie hatte bereits einen 13-jährigen Sohn. Ihre Tochter war leider sehr früh verstorben. Emilia war herzkrank, daher suchte sie einen bekannten Frauenarzt auf, doch seine Diagnose deprimierte sie zutiefst: „Risikoschwangerschaft.“ Es sei ausgeschlossen, daß sie das Kind austragen oder ein gesundes Kind gebären würde. Der Arzt riet zur Abtreibung, was für die tiefgläubige Emilia und ihren Mann jedoch ausgeschlossen war. Sie suchten einen anderen Arzt, der sie fortan betreute. Die Schwangerschaft verlief sehr mühselig. Emilia mußte auf Rat des neuen Arztes viel liegen. Ihr Mann unterstützte sie liebevoll auf jede mögliche Weise, bis am 18. Mai die Wehen einsetzten. Er wußte, daß es für Mutter und Kind um Leben und Tod ging. Während die Hebamme bei Emilia war, ging ihr Mann mit dem 13-jährigen Sohn Edmund in die nahe Kirche, wo gerade eine Marienandacht stattfand. Es war ein ungewöhnlich heißer Maitag, als kurz vor 18 Uhr ein starkes, gesundes Kind zur Welt kam. Emilia bat die Hebamme, das Fenster zu öffnen, damit das erste, was ihr Kind hören würde, ein Lied zu Ehren Mariens aus der nahen Kirche sei.
Emilia und ihr Mann hatten sich und ihre Familie dem Schutzmantel Mariens unterstellt. Die Gottesmutter hat diese Hingabe und das vertrauensvolle Gebet angenommen. Sie breitete ihren Schutzmantel um diesen Knaben, der ihr auch in späteren Jahren in zärtlichster Liebe verbunden blieb und sich ganz ihrer mütterlichen Liebe anvertraute. Er folgte Jesus als Priester nach und bezeugte an seinem Geburtstag, dem 18. Mai 1997, beim Besuch in einer Pfarrei: „Ich bin zwischen 17 und 18 Uhr auf die Welt gekommen. Das ist die gleiche Stunde, in der ich – achtundfünfzig Jahre später – zum Papst gewählt wurde.“ So wurde das Leben des hl. Papstes Johannes Paul II. durch das Gebet der Eltern und Gottes Gnade durch Maria zum ersten Mal gerettet, und es sollte nicht das einzige Mal sein!
Emilia starb, als ihr Sohn acht Jahre alt war. Vielleicht werden auch wir zu Lebzeiten nicht sehen, was unser vertrauensvolles Gebet zu Maria noch alles bewirken wird. Eines aber sollten wir nie vergessen: Wir sind nicht allein, wir haben eine Mutter! Du und ich, wir gehören zur Familie Mariens, wenn wir sie als Mutter annehmen – ein kostbares Mitglied der Familie.
(Quelle: Beatrix Zureich – Maria das Zeichen der Zeit 2. Quartal 2021, Nr. 196)